Was Gutenberg nicht ahnte: Typografie im 3D-Zeitalter

September 2024
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Vienna Typeface: Typografie als Stadtführung

Stell dir vor, du kannst die Stadt Wien nicht nur sehen, sondern auch sprichwörtlich lesen. Vienna Typeface nimmt dich genau auf diese Reise mit. Das Projekt zeigt das lateinische Alphabet und dessen Buchstaben in einer dreidimensionalen Hommage an die österreichische Hauptstadt. Jeder der illustrierten Buchstaben ist eine 3D-Miniatur, die einen Aspekt der Wiener Lebenskultur, ein Detail oder eine Sehenswürdigkeit zum Thema nimmt und in einer Art Diorama darstellt. Die 26 Schriftzeichen dienen dabei als illustrierte Schaukästen der Stadt, in denen Elemente mit modellähnlicher Detailverliebtheit dargestellt werden. Es ist eine visuelle Erzählung, die die kulturelle und historische Vielfalt Wiens in 26 Buchstaben einfängt.

"Das könnte das Stadtmarketing völlig neu definieren", erklärt der 3D-Designer Ricardo Gantschnigg und eröffnet damit eine spannende Perspektive für alle Kommunen. Jeder Buchstabe erzählt einen interessanten Aspekt der Lebenskultur der Stadt oder zeigt eine Sehenswürdigkeit in innovativer Form. Die Stadt wird erlebbar.

In einer Zeit, in der sich Regionen zunehmend als touristische Erlebnisdestinationen positionieren, kann das Vienna Typeface beispielgebend für innovative Marketingstrategien sein. Tourismusdestinationen können sich als Erlebnisregionen positionieren und auf völlig neue Art und Weise BesucherInnen inspirieren und neugierig machen.

Darüber hinaus eröffnen die einprägsamen Visuals auch Potenzial für Merchandise-Produkte, bei denen die ikonischen 3D-Buchstaben als Design für Souvenirs, Poster oder individuelle Accessoires verwendet werden könnten – eine zusätzliche Möglichkeit, die Stadtmarke zu stärken und Touristen eine greifbare Erinnerung mitzugeben.

Typografie meets 3D

Das Besondere an diesem Projekt: Die Potenziale digitaler Gestaltung und Technologie wurden voll ausgeschöpft. Die Schrift wurde vollständig in einem 3D-Programm entwickelt und visualisiert. Dieser Ansatz zeigt, dass Typografie nicht auf flachen Oberflächen beschränkt sein muss. Indem Ricardo Gantschnigg dreidimensionale Miniaturen erschafft, bringt er das klassische Schriftdesign in eine neue Dimension. Die Buchstaben des Vienna Typeface sind nicht einfach grafische Elemente – sie sind Skulpturen, die eine Geschichte erzählen. Schrift wird hier nicht nur als Kommunikationsmittel verstanden, sondern auch als kreatives Ausdrucksmedium. Gantschnigg verbindet dabei zwei Welten: die handwerkliche Präzision eines Typografen und die experimentelle Freiheit eines 3D-Künstlers.

Die Möglichkeiten von 3D-Technologie sind noch nicht ausgeschöpft: Durch den Einsatz von Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) bietet das Projekt spannende Möglichkeiten: Touristen könnten mithilfe von AR direkt vor Ort die Buchstaben des Vienna Typeface als interaktive, virtuelle 3D-Skulpturen erleben – platziert an den realen Sehenswürdigkeiten Wiens. VR könnte es ermöglichen, von zu Hause aus durch die Stadt zu reisen und dabei die Buchstaben in einer virtuellen Umgebung zu erkunden. Diese immersive Form des Storytellings macht die Stadt auf neue Weise erfahrbar.

Das Potential dreidimensionaler Gesaltung – auch für Marken

Die 3D-Illustration eröffnet völlig neue Möglichkeiten in der visuellen Kommunikation. Sie bietet nicht nur eine beeindruckende Tiefe und Detailtreue, sondern auch eine größere Flexibilität, um komplexe Ideen und Konzepte darzustellen. Durch die dreidimensionale Gestaltung lassen sich abstrakte Ideen greifbarer machen, und Produkte, Räume oder Szenen können realitätsnah simuliert und in ihrer Umgebung verankert werden. Besonders im Branding birgt die 3D-Illustration enormes Potenzial: Sie ermöglicht es Marken, sich mit unverwechselbaren Designs – zum Beispiel in der Form von Keyvisuals – vom Wettbewerb abzuheben und eine einzigartige visuelle Sprache zu entwickeln. Von Produktvisualisierungen über Verpackungsdesign bis hin zu interaktiven Marketingkampagnen: 3D-Illustrationen sind nicht länger nur ein ästhetisches Element. Einmal erstellt, können sie leicht für Animationen adaptiert werden und so schnell sowie kosteneffizient an verschiedenen digitalen Touchpoints als Video für Kunden eingesetzt werden.

Vienna Typeface goes international

Das Projekt hat nicht nur die Herzen vieler Wiener erobert, sondern auch die Aufmerksamkeit der internationalen Design-Community auf sich gezogen. So wurde Vienna Typeface beim Joseph Binder Award 2022, einem der renommiertesten Illustrations- und Designwettbewerbe Österreichs, ausgezeichnet.

nternationale Anerkennung erhielt das Projekt auch mit dem TDC 69 Award – einem der wichtigsten Typografiepreise weltweit. Gleich zweimal wurde Vienna Typeface hier prämiert und zeigt damit, dass sich Design aus Österreich problemlos mit internationalen Maßstäben messen kann. Der TDC-Award, der vom Type Directors Club in New York verliehen wird, hebt Projekte hervor, die Schriftgestaltung neu definieren – und genau das tut Vienna Typeface. Es ist nicht einfach nur eine Schriftart, sondern eine dreidimensionale, künstlerische Interpretation einer ganzen Stadt.

Auch bei anderen internationalen Wettbewerben machte das Projekt Furore. Es gewann einen Merit Award beim Art Directors Club 2023 in New York und holte Bronze beim Art Directors Club in Deutschland.

Aber was macht diese Buchstaben so besonders? Nehmen wir zum Beispiel den Buchstaben A, der den Wiener Stephansdom repräsentiert – eine Symbiose aus verschiedenen Architekturstilen und farbenprächtigen Fenstern. Oder das E, das von den scheinbar banalen Dingen des Wiener Alltags inspiriert ist, wie der U-Bahn-Linie U3. Jeder Buchstabe erzählt seine eigene Geschichte. Das P verweist auf das historische Palmenhaus Schönbrunn, während das T die kunstvollen Details der Art Nouveau-Architektur an der U-Bahn-Station Josefstädter Straße einfängt.

Das Vienna Typeface ist mehr als nur Design – es ist eine Liebeserklärung an eine Stadt. Eine Stadt, die Tradition und Moderne so harmonisch vereint wie ihre eigene Typografie.

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